Mittwoch, Januar 14, 2009

Semesterferien

Heute endet für mich das erste Semester als Dozentin und ich will ein kleines Fazit aus den letzten Monaten zusammenschreiben:

Es ist wahnsinnig anstrengend und arbeitsintensiv, sich auf die Vorlesung vorzubereiten. Man muss sich eine Struktur für die Vorlesung überlegen und dann abwägen, ob der Stoff für anderthalb Stunden ausreichend ist. Zusätzlich muss man sich dann noch Übungen ausdenken, die auch Beschäftigung für anderthalb Stunden bieten. Wenn man es - wie ich - nicht gewohnt ist, anderthalb Stunden am Stück zu reden, kann die Vorbereitung schon sehr umfangreich werden. Mein Ziel war es, im lange-Monologe-halten besser zu werden. Vor allem aber wollte ich meinen Studenten wirklich ein bisschen Wissen vermitteln. Ich wollte, dass sie am Ende des Semsters grundlegende Fakten aus dem Bereich Distribution (Verbreitung von Rundfunksignalen) kennen.

Leider hat das nie so richtig funktioniert. Und das könnten Gründe dafür sein:
Der Wissensstand in der Gruppe, die nur aus 7 Studenten besteht (von denen ich einen Studenten gar nicht kennengelernt habe), ist extrem unterschiedlich. Einige sind interessiert und haben ein gutes Hintergrundwissen. Andere wissen nix und wollen auch nix lernen. Schon in der ersten Vorlesung wurde klar, dass mein Fach absolut uninteressant ist für die meisten.

Unter diesen Voraussetzungen: An wem soll man den Schwierigkeitsgrad der Vorlesung nun ausrichten? Ich habe es selbst in meiner Schulzeit erlebt, dass Unterricht am Genie in der Klasse (und er war wirklich ein Genie) ausgerichtet wurde. Ich konnte dadurch gar nicht mehr dem Stoff folgen. Das wollte ich unbedingt vermeiden. Ich wollte es auch den Nichtgenies ermöglichen, noch etwas zu lernen. Einfach und verständlich und hinterher nicht mehr ganz so dumm wie vorher. Blöd nur, dass ich dann oft mit dem "Genie" alleine in der Vorlesung saß. Der einfache Stoff war in weniger als einer halben Stunde erklärt oder war sowieso schon bekannt. Das wirkte sicherlich manchmal lächerlich. Und auch wenn die Nicht-Genies da waren, dann zumeist in Einer- oder allerhöchstens Zweiergruppen. Es ist seltsam vor nur ein oder zwei Menschen zu referieren, von denen man zusätzlich weiss, dass sie der Stoff nicht interessiert. Die dann diskutieren, ob sie die Übung jetzt wirklich machen müssen, die offen sagen, dass sie keine Lust und kein Interesse haben. Und die auch allenfalls 5 bis 7 Jahre jünger sind.

Es fiel mir schwer, eine Distanz zu den Studenten aufzubauen. Es war mir nicht egal, ob die zuhören oder nicht, ob die meine Vorlesung interessiert oder nicht. Ich vermute, als gute Dozentin muss man da gelassener sein. Man darf sich nicht beeinflussen lassen, sondern sein Ding durchziehen. Das wäre mir sicher etwas leichter gefallen, wenn mehr als ein oder zwei Studenten, also eher eine anonyme Masse vor mir gesessen hätte.

Ich hoffe, dass es besser wird im nächsten Semster. Ich würde viel dafür tun.

Übrigens: Während ich diesen Text hier schreibe, habe ich Vorlesung. Seit 16.25 Uhr. Bis jetzt ist noch keiner da, um mir zuzuhören. War letzte Woche auch so. Ich gehe jetzt nach Hause.